Ausstellung im ‚alten Pastorat‘

Das Kunstquadrat ist ja eher für Kunstaktionen im öffentlichen Raum bekannt.
Was jedoch nicht bedeutet, dass auch klassische Ausstellungssituationen in musealer Anmutung zu unserem Repertoire gehören.
Allerdings ist es nicht so einfach,  geeignete Räumlichkeiten zu finden.
Wobei Räumlichkeiten an sich vielleicht gar nicht das Problem wären – es liegt oft eher an dem ‚geeignet’…

Eine dieser ‚geeigneten‘ Räumlichkeiten ist und war seit langem das ‚alte Pastorat‘ an der Hauptstraße mitten in Heiligenhaus.
Überbleibsel des kulturprägenden ‚Haus der Kirche‘ – einst Zentrum der evangelischen Gemeinde. Während weite Teile des Gemeindezentrums schnell der Abrissbirne zum Opfer fiel, blieb das alte Haus aus der Gründerzeit erhalten.
Allerdings ohne Verwendung…

Die Stadtverwaltung hätte dort gerne ‚Gatronomie‘ gesehen – leider ließ sich kein Pächter finden, der das Gebäude entsprechend umbauen und finanzieren wollte.
So stand das Gebäude Jahr um Jahr leer. Eine Alternativnutzung war kein Thema. Selbst die Wohneinheiten im ersten und zweiten Obergeschoss wurden nicht vermietet und bewohnt*.

Schon seit geraumer Zeit hatte daher das Kunstquadrat ein Auge auf die leerstehende Immobilie im Herzen der Stadt geworfen.
Doch es hat lange Zeit gedauert, bis unser Ansinnen, dort ‚Kunst in ungewöhnlicher Umgebung‘ aus zu stellen, in der sehr langsam mahlenden Mühle der Verwaltung endlich ernsthaft zur Kenntnis genommen wurde.

Die neanderland TATORTE 2014 gaben dann endlich die Möglichkeit, unseren Plan in die Tat um zu setzen.
Dank der Unterstützung der Verantwortlichen in der Stadtverwaltung, Herrn Flügge, Herrn Beck, Herrn Hoven, Herrn Saar und Herrn Schulze-Neuhoff.

Gut ein Dutzend sehr unterschiedlicher Räume galt es nun mit Kunst und Kultur zu füllen.
So unterschiedlich die Räume, so unterschiedlich die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler, so unterschiedlich die Nutzung und die ausgestellte Kunst.
Installationen, sowie klassische Ausstellungen von Bildern, Fotografien, Druckgrafik und Skulpturen.

Es war viel Eigenengagement der Beteiligten nötig, denn neben den Räumlichkeiten gab es keinerlei weitere Unterstützung seitens der Stadt.
Kuratoin, Aufbau, Werbung, Catering, Finanzierung – für dies alles mussten die Künstler selbst aufkommen.
In dem Haus selbst gab es weder Wasser noch Strom – dies bedeutet weder sanitäre Anlagen noch Licht.

Dennoch gelang es den Beteiligten, eine interessante und vielschichtige Ausstellung in den Räumlichkeiten zu realisieren.
Einige stellten Werke aus ihrem Fundus aus, andere kreierten Kunstwerke speziell für diese Ausstellung.
Jede und jeder  hatte eine eigene Herangehensweise, ein eigenes Konzept.

Es beteiligten sich:

  • Ute Kaiser — Keramiken, Strukturmalerei
  • Detlef Kaiser — Fotografie
  • Armin Schmidt — Installation, Grafik, Frottagen
  • Gudrun Hausmann — Kalligrafie
  • Ute Küppersbusch — Rauminstallation
  • Thomas Pischke — Illustration, Grafik, Wandgestaltung, Typografie
  • Raoul Zahl — Actionpainting, Illustration
  • Markus Rykalski — Illustration, Typografie
  • Sonja Brockers — Unterwasserfotografie, Malerei
  • Anneliese Schmidt — Pastellkreide
  • Ralf Robisch — ZEN-Zimmergärten
  • Und als besondere Gäste: Kinder der der KiTa ‚Clarenberg‘ aus Dortmund — Illustration

Zudem sollten die Besucher selber zum Täter werden, und ihre eigene Kreativität ausloten.

Am Wochenende des 10. und 11. Mai2014 war es dann soweit. Die neandeland TATORTE im ‚alten Pastorat‘ öffneten die Türen.
Und die Resonanz der Besucher war überwältigend positiv.
Geschätzte 150-200 Besucher konnten wir an dem Wochenende begrüßen.

Es gab auch großes Interesse Seitens der ‚Politik‘ – was ganz vielleicht dem zeitgleich stattfindenden Kommunal- und Europawahlkampf geschuldet war.
Angefangen vom Bürgermeister Jan Heinisch (der sogar ein zweites Mal vorbei kam, um Freunden die Ausstellung zu zeigen) und seinen Gegenkandidaten von SPD und Grünen, über den SPD-Landratskandidat bis hin zu Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese sowie zahlreiche Vertreter lokaler Politik wie Stadträte etc.
Zudem standen am Samstag verschiedene Parteien mit ihren Wahlkampf-Infoständen vor ‚unserer‘ Türe. Was nicht bei allen Künstlern auf Akzeptanz stoß. Insbesondere die AfD war einigen von uns sehr unangenehm. Nebenbei: von dieser Partei kam niemand auf die Idee einmal herein zu schauen (im Gegensatz zu Grünen und FDP, die ebenfalls vor Ort waren). Offensichtlich interessiert sich diese vermeintliche ‚Alternative‘ nicht für Kunst und Kultur.

Aber auch viele bekannte Gesichter der lokalen KulturBourgeoisie waren neugierig gekommen, um sich lokale Kunst abseits der ‚üblichen Verdächtigen‘ an zu sehen.
Und sogar die Kolleginnen aus dem ARThaus im Rathauscenter, die zeitgleich ausstellten, kamen auf einen Besuch vorbei (wobei einige von uns vorher interessiert im ARThaus vorbei schauten).
Ganz besonders gefreut hat es uns, Frau Ruth Ortlinghaus, die ‚Grande Dame‘ der Heiligenhauser Kulturszene durch unsere Ausstellung zu führen.
Die Mehrzahl der Besucher aber waren einfach kulturbeflissene Bürger, die sich (auch extra aus dem Umland kommend) die Gemeinschaftsausstellung ansehen wollten.

Aufgrund der großen Erfolges und das Wohlwollen der Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung entschlossen wir uns, die Ausstellung zum Heiligenhauser Stadtfest am ersten Juniwochenende abermals zu öffnen. Da das Kunstquadrat seit Gründung auf jedem Stadtfest aktiv war, war dies nur konsequent.
Es wurden einige Veränderungen geschaffen und einige Räume neu arrangiert. Das ganze noch einmal ‚aufgebohrt‘. Am Sonntag bezogen wir gar den Bürgersteig vor der Türe und Teile der Straße mit ein.
Aufgrund des Stadtfestes war der Besucherstrom natürlich noch einmal größer als bei den TATORTEN.
Jene von uns, die es darauf anlegten, konnten sogar einige kleinere Bilder verkaufen.

Insgesamt bleibt ein nach Außen recht positives Resümee.
Auch wenn es im Innern des Kunstquadrates Aufgrund von sehr unterschiedlichen Auffassungen von ‚politisierender‘ Kunst zu Zerwürfnissen kam.
Dies wird wahrscheinlich dennoch nicht die einzige Ausstellung des Kunstquadrates im ‚alten Pastorat‘ bleiben.
… der Sommer ist noch lang.

Ein paar Impressionen der Ausstellung, eingefangen von tmvp:

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